Monat: November 2015

Spaziergang durch Strasbourg

Eigentlich war gestern ein richtiger Sofatag.

Kalt, dunkel, Regen und viel Wind.

Wir sind aber trotzdem rausgegangen. Ich lieb Wetter wie dieses. Zudem hatten wir eigentlich sowieso keine Wahl-wegen dem Hund:-D Und auch wegen uns. Wenn S. und ich zu lang in der Wohnung bleiben ohne frische Luft zu schnappen, werden wir beide irgendwann nervoes und fangen an zu streiten:-D

Also haben wir unseren Zwerg warm angezogen, ich hab sie in die Trage gesetzt und unter meiner Jacke getragen und wir  liefen einfach los. (Schoenes Gefuehl).

Der Weihnachtsmarkt findet nun trotz Terroranschlaegen  statt. Zuerst wollten wir gar nicht hingehen. Man weiss es ja nie. Irgendwie sind wir dann doch dort gelandet und es war ein schoener Spaziergang und ein schoener Nachmittag.

Dennoch ist der Terror spuerbar. Ueberall Polizei, und alles viel kleiner. Und auch wenn man durch die Strassen laeuft, wenn einem klar wird das Weihnachten schon wieder vor der Tuer steht, in einem Café oder Restaurant sitzt, denkt man zwangslaeufig an die Opfer.

Diese Menschen waren auch einfach nur draussen und haben bestimmt an vieles gedacht, aber nicht daran gleich sterben zu muessen. Waeren sie nicht genau an diesem Abend rausgegangen, an diesem Tag, in dieser Stunde, oder haetten sie sich einfach nur entschieden in ein anderes Restaurant oder auf nicht gerade dieses Konzert zu gehen, waere alles anders gewesen. Es haette genauso gut alle anderen treffen koennen.

Ich hab eine Freundin die nun ihre Weihnachtseinkaeufe nur noch Online machen will. Eine andere Bekannte fliegt demnaechst nach Aegypten. Und beide denken voneinander dass die andere verrueckt ist.

Ich persoenlich finde, beide bzw. keine ist verrueckt. Eigentlich kann jeder nur fuer sich selbst entscheiden wie er damit umgeht.

Ich werd weiterhin in die Stadt gehen, weiterhin auf den Weihnachtsmarkt gehen, weiterhin in den Urlaub fahren. (Wenn auch nicht Aegypten).

Es kann ueberall und immer was passieren. Die Wahrheit ist, wenn jemand einen Anschlag verueben will wird er es schaffen. :-O Ich seh die Grenzkontrollen und die Kontrollen auf dem Weihnachtsmarkt. Vielleicht macht es einen Anschlag schwerer, aber sicher nicht unmoeglich. Die Wahrheit ist aber auch, man kann ueber die Strasse gehen und ueberfahren werden, Krebs bekommen und und und…

Und deshalb muss man jeden Tag versuchen, das Beste aus seinem Leben zu machen. Weil es einfach so kurz und wertvoll ist.

Wir sind da!

Wir sind jetzt also wirklich in Strasbourg:-D

Obwohl wir in den letzten Monaten oft hier waren und ich (eigentlich) genug Zeit hatte darueber nachzudenken, dass wir bald hier leben werden, ist der Gedanke nun wirklich hier zu wohnen, immer noch nicht (ganz) bei mir angekommen.

Vielleicht liegt es ja am Schlafmangel oder generell daran Mutter zu sein, dass ich Gedanken nicht mehr so zu Ende denke wie frueher:-D

Aber: jetzt sind wir hier. F.r.a.n.k.r.e.i.c.h.

Haette mir jemals jemand gesagt, dass ich eines Tages in Frankreich leben wuerde, haette ich gelacht und es als unmoeglich abgetan. Afrika, Asien, Amerika, bestimmt. Sicher nicht Frankreich. Aber dann lernte ich einen Franzosen kennen und lieben, und jetzt…nunja:-D

Das Gefuehl der grossen Freiheit fehlt. Das ist wieder die Tatsache jetzt Mutter zu sein. Wenn ich frueher ploetzlich mit nichts am Ende der Welt stand und keine Ahnung hatte wie es weitergehen sollte, war dass immer nur mein Problem, bzw. dass der Mitreisenden die sich ebenso freiwillig wie ich in diese Situation begeben hatten. Aber jetzt hab ich ein Kind. Es darf nicht schiefgehen.

Ich hab Angst. Ich freu mich. Ich bin gluecklich. Koennte trotzdem heulen. Karussel im Kopf.

Immerhin hab ich, trotz (gefuehlt) katastrophalen Sprachkentnissen die Wohnungsuebergabe beinahe allein hinbekommen. S. (mein Mann) schaffte es nicht rechtzeitig und es blieb mir nichts anders uebrig als tatsaechlich allein hinzugehen. Vielleicht war am Ende nicht mal die Sprache das Problem, sondern dass ich generel kaum Ahnung hab auf was man bei einer Wohnungsuebergabe ueberhaupt achten muss.  Gluecklicherweise kam dann irgendwann S. und hat mich gerettet:-D

Zugegebenermassen ist dass hier weder meine Traumwohnung noch ein Traumviertel. Gaehnende Leere auf unserem Konto:-O Falls dieses Viertel in einem Reisefuehrer erwaehnt wird, ganz sicher nur mit dem Hinweis dass man es meiden sollte. Nunja:-O

Ob diese Entscheidung, nochmal von Null anzufangen nun also schlau oder einfach total naiv war, wird sich erst noch rausstellen:-É